B3.1 – Kirche aus lebensverändernder Kraft des Evangeliums und Einsatz für die Gesellschaft

Zu B3 Kirchenbilder

Zusammenfassung

Dieses Kirchenbild stellt sich als eine Institution dar, die sich durch die Lebens verändernde Kraft des Evangeliums und durch aktiven Einsatz für die Gesellschaft auszeichnet. Hierbei geht es um das aktive Leben des Glaubens, um die Ausrichtung auf neue Zielgruppen und um einen starken gesellschaftlichen Einfluss. Die Kirche nimmt eine führende Rolle in der Gesellschaft ein, indem sie sich in Themen wie Klimaschutz, Flüchtlingshilfe und soziale Gerechtigkeit engagiert. Gleichzeitig bemüht sie sich um die Gewinnung und Bindung von Mitgliedern durch attraktive Angebote und ein umfassendes diakonisches Engagement.

Die drei Schlüsselmerkmale dieses Kirchenbildes sind:

  1. Lebensverändernde Kraft des Evangeliums: Die Kirche strebt danach, das Wort des Evangeliums durch aktive gesellschaftliche Verantwortungsübernahme für alle Menschen zum Leben zu bringen. Dies beinhaltet das Angebot von traditionellen Glaubensangeboten sowie umfangreichen diakonischen Leistungen.
  2. Zielgerichtete Ausrichtung auf neue Zielgruppen: Es wird angestrebt, neue Zielgruppen zu erschließen, insbesondere religiöse, aber kirchlich distanzierte Menschen und Personen in der gesellschaftlichen Altersmitte. Dafür sollen neue pastorale Angebote und Zugänge geschaffen und bestehende Angebote an die Bedürfnisse dieser Gruppen angepasst werden.
  3. Gesellschaftlicher Einfluss: Die Kirche strebt eine exponierte gesellschaftliche Stellung an und engagiert sich aktiv in gesellschaftlichen Themenfeldern. Sie versucht, ihre eigenen Standpunkte verstärkt in die öffentliche und politische Diskussion einzubringen und ihre Rolle als „Gestalter der Gesellschaft“ zu stärken.

Einleitung

Christen übernehmen Verantwortung für ihre Kirche durch die Verbreitung des Wortes Gottes und ihrem Leben im Glauben. Mit gesellschaftlichem Engagement und einem offenen und selbstbewussten Bekenntnis bekommt die Kirche Strahlkraft, Vertrauen und Anziehungskraft für Menschen auf der Suche. Neue Formate und soziale Aktivitäten sorgen gleichermaßen für Präsenz und Innovation. Echte Evangelisierung ist möglich, Chancen zur Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen entstehen und die Bereitschaft zur Partizipation, auch in der Leitung, nimmt zu.

Gelebter Glauben auf neuen Wegen

Exponierte gesamtgesellschaftliche Stellung als religiös geprägte Glaubens- und Hilfsinstitution

In einem Umfeld wachsender Säkularität und postmoderner Spiritualität positioniert sich die Kirche im Erzbistum bewusst als primär religiös geprägte Institution. Glaubensthemen sind expliziter und stets sichtbarer Teil des Handels und die Verbreitung des katholischen Glaubens in seiner traditionellen Form ist zentraler Bestandteil der kirchlichen Mission.

Die feste Verwurzelung im Glauben wird durch ein selbstbewusstes Bekenntnis zu eigenen christlich konservativen Werten und Positionen begleitet. Dem zu beobachtenden Relevanzverlust dieser Werte und des Glaubens innerhalb der Gesellschaft stellt sich die Kirche bewusst entgegen.

Jenseits der Evangelisierung ist es ein zentraler Anspruch das Wort des Evangeliums durch eine aktive gesamtgesellschaftliche Verantwortungsübernahme für alle Menschen zum Leben zu bringen. Wesentlich hierfür ist ein ausgeprägtes aktives Engagement über die binnenkirchlichen Grenzen hinaus und der Wille eigene Standpunkte verstärkt in die öffentliche und politische Diskussion einzubringen.

Entwicklung einer „Kirche aus der lebensverändernden Kraft des Evangeliums“ mit Strahlkraft zur zusätzlichen Gewinnung primär finanzieller Unterstützer

Ein aktives Handeln zeigt sich insbesondere durch den Willen zur Gewinnung neuer Zielgruppen im Pastoral. Hier ist es zum einen das Ziel, den Blick auf die Erschließung religiöser aber kirchlich distanzierter Menschen zu weiten. Neue pastorale Angebote und Zugänge sollen den Weg zur einer „Kirche aus der lebensverändernden Kraft des Evangeliums“ ebnen, der auch Menschen mit geringem Interesse an Glaubensgemeinschaft und aktivem Engagement einen Zugang zur frohmachenden Botschaft des Evangeliums ermöglicht. Zum anderen sollen verstärkt Personen in der gesellschaftlichen Altersmitte gewonnen werden. Die bestehende Fokussierung auf Senioren und Jugendliche bzw. Schüler ist bewusst aufzubrechen. Attraktive Angebote mit individuellen Nutzen sind der Schlüssel zur Gewinnung und Bindung dieser Gruppen.

Neben veränderten Altersgruppen ist die Ansprache breiterer sozialer Milieus ein strategisches Ziel. Elementarer Baustein hierfür ist das soziale Engagement. Dieses schafft neue Zugänge für die Evangelisierung und bindet Mitglieder durch einen sichtbaren Nutzen der Institution Kirche.

Säkulare Zielgruppen werden nicht direkt durch die pastorale Arbeit adressiert. Ein umfassendes gesellschaftliches Engagement eröffnet jedoch Möglichkeiten zur Gewinnung von Unterstützern durch passive Mitgliedschaft oder Spenden.

Positionierung als „Gestalter der Gesellschaft“

Zur Flankierung der Evangelisierung und Verbreitung der eigenen, Werte strebt die Kirche eine exponierte gesamtgesellschaftliche Stellung und die Entwicklung einer öffentlichen Strahlkraft an. Grundlage für die Entfaltung dieser Rolle als „Gestalter der Gesellschaft“ ist ein aktives Engagement in gesellschaftlichen Themenfeldern wie dem Klimaschutz, der Flüchtlingshilfe oder der sozialen Gerechtigkeit. Diese Aktivitäten werden durch die Schaffung medialer Präsenz und die verbesserte Sichtbarkeit in politischen und gesellschaftlichen Diskursen begleitet.

Unabdingbare Voraussetzung zur Erlangung dieser Rolle ist eine systematische Vertrauensarbeit. Hier gilt es, überzeugende Mechanismen zur Sicherung eines glaubwürdigen Handelns zu implementieren und die Transparenz der Organisation gegenüber der breiten Öffentlichkeit zu erhöhen.

Neue Zugänge zu traditionellen Glaubensangeboten und umfassendes diakonisches Engagement

Das kirchliche Leistungsangebot beruht auf zwei starken Säulen – traditionell geprägten Glaubensangeboten sowie umfangreichen diakonischen Leistungen. Die inhaltliche Entwicklung der pastoralen Angebote wird im Kern durch die Schaffung von Zugängen für die erweiterten Zielgruppen geprägt. Während ein starker und unmittelbarer Glaubensbezug erhalten bleibt, müssen neue Zugänge zur Erreichung distanzierter Gläubiger und der Stärkung des Erwachsenenpastoral geschaffen werden. Die Reduzierung der Schwelligkeit von Angeboten sowie die zielgruppenorientierte und milieusensible Gestaltung der Formate sind hierfür zentrale Erfolgsfaktoren. Im Hinblick auf die Erschließung distanzierter Zielgruppen kommt der Entwicklung von Angeboten zur Unterstützung einer individuellen Glaubenspraxis und punktuell konsumierbaren „Serviceleistungen“ ebenso eine wachsende Bedeutung zu. Online-Formate können hier eine wichtige Rolle spielen.

Eine große Breite von Themen kennzeichnet das diakonische Engagement. Über die Seelsorge hinaus werden praktische Hilfestellungen in vielen Lebensbereichen gewährt. Dies gilt auf individueller, familiärer Ebene ebenso wie für institutionalisierte Leistungen. Hier zeigt die Kirche ein umfassendes Engagement durch die Trägerschaft verschiedenster Einrichtungen wie Schulen, Pflegeheimen oder Krankenhäusern, die Botschafter der „Marke Kirche“ sind.

Ergänzung der Gemeinde durch vielfältige Zugangsformen

Die Erschließung erweiterter Zielgruppen für pastorale Angebote erfordert die Schaffung neuer Verkündigungswege jenseits der klassischen Pfarrgemeinde. Diese erfahren eine zunehmende Verdichtung. Hierfür muss die Kirche aktiv in den Lebenswelten der Menschen sichtbar werden und neue Orte schaffen. Die wachsende Vielfalt zielgruppengerechter Angebote macht jedoch nicht Alles überall leistbar. Attraktive Angebote werden daher zunehmend regional verdichtet. So entstehen Leuchttürme in Form von Kompetenzzentren.

Vielfältige Möglichkeiten für neue Zugänge bietet das diakonische Engage-ment, insbesondere in der kategorialen Seelsorge durch die umfassende Trägerschaft von Einrichtungen. Aber auch Individualleistungen schaffen Potentiale zur Erhaltung flächendeckender Zugänge jenseits der Gemeinde.

Generell muss das Bild des „Kirchenhauses“ als zentraler Versammlungsort durch das Verständnis einer „Kirche als Samenkorn“ abgelöst werden, die an vielen verstreuten Punkten erlebbar wird und auf die Menschen zugeht. Insbesondere attraktive und professionelle Online-Kanäle spielen in diesem Kontext eine wesentliche Rolle.

Personalvielfalt bei Sicherung interner Evangelisierung

Die Vielfältigkeit von Aufgaben in der Gesamtorganisation und im Pastoral erfordert eine zunehmende Stellenbesetzung, auch von Führungspositionen, durch alternativen Professionen. Parallel erfolgt die Bündelung von Aufgaben in regionalen Kompetenzzentren oder dauf diözesaner Ebene. So können sich u.a. Spezialteams zur professionellen Gestaltung von Angeboten herausbilden. Parallel steigt zur Entwicklung bzw. Abdeckung vielfältiger Zugänge die Bereitschaft für die Einbindung externer Multiplikatoren in der Evangelisierung. Dies gilt insbesondere für das Personal eigener Einrichtungen. Diese Veränderungen erfolgen stets unter der Maßgabe einer starken internen Evangelisierung. Hierfür wird im Kern auf einen weiter hohen Anteil Geweihter in Leitungspositionen gesetzt. Parallel erfolgt jedoch zunehmend die Entwicklung der Kultur sowie unterstützender Prozesse und Abläufe.

Schaffung gezielter Freiräume zu Erreichung einer geteilten Vision

Die Vielfalt und wachsende Verdichtung von Angeboten erfordert eine zentrale Koordination. Gleichzeitig verlangt die Entwicklung neuer und zielgruppespezifischer Wege der Evangelisierung und vielfältiger Hilfsangebote zunehmende Freiheiten in der Organisation. Ausgehend vom gemeinsam getragenen Zielbild werden daher wesentliche Standards und Leitplanken des Handelns entwickelt. In diesem Rahmen wachsen die Freiräume des Einzelnen. Die Kontrolle vereinbarter Zielgrößen schafft eine Verbindlichkeit des Handelns und stellt sicher, dass trotz einer wachsenden Pluralität der beschrittenen Wege das gemeinsame Ziel erreicht wird.

Während Innovationen grundsätzlich honoriert werden, stellt die aktive Förderung entsprechender Strukturen kein zentrales Thema dar. Auch die Erweiterung der Gemeinde-Partizipation über Gremien und/ oder Befragungen spielt im Kontext der traditionellen Evangelisierung eine untergeordnete Rolle.