Zusammenfassung
In diesem Kirchenbild steht die aktive Verkündigung des katholischen Glaubens und seiner traditionellen Werte im Vordergrund. Die Kirchenarbeit fokussiert sich vor allem auf Gläubige und sucht nach neuen Möglichkeiten, diese zu erreichen. Die Führung liegt hauptsächlich bei geweihten Personen, aber auch Ehrenamtliche sind beteiligt.
Die drei Schlüsselmerkmale dieses Kirchenbildes sind:
- Offensive Verbreitung von traditionellem katholischen Glauben: Die Kirche bemüht sich aktiv, Menschen für den traditionellen katholischen Glauben zu gewinnen und setzt dabei auch auf moderne Wege wie Online-Formate.
- Erweiterung von Zielgruppen: Die Kirche versucht, nicht nur aktiv praktizierende Gläubige zu erreichen, sondern alle Menschen, die einen Glauben haben. Dabei wird besonders auf Menschen in der Mitte des Lebens fokussiert.
- Konzentration auf interne Aufgaben: Die Kirche legt ihren Fokus auf die Erfüllung ihrer internen Aufgaben und bündelt ihre Ressourcen dafür. Gesellschaftliche Fragen wie Klimawandel oder Flüchtlingshilfe sind eher nachrangig.
Einleitung
Im Kirchenbild „Kirche aus traditioneller Neuevangelisierung“ wirbt die Kirche aktiv für den katholischen Glauben und seine traditionellen Werte. Neue Wege der Verkündigung, wie z.B. attraktive Online-Formate um aktiv Gläubige zu gewinnen, stehen im Mittelpunkt des Handelns. Durch Leuchtturmangebote, die die Standpunkte klar vermitteln, entwickelt die Kirche ein markantes, öffentliches Profil. Die Übernahme von Verantwortung im gesellschaftlichen Kontext ist dem Ziel der traditionellen Glaubensverbreitung untergeordnet. Die Führung liegt nach wie vor in der Hand von geweihten Personen, lokal entscheiden Ehrenamtliche mit. Innovationen und neue Wege sind erwünscht und werden im Rahmen von Erfolgsmessungen überprüft und evaluiert.
Neuevangelisierung mit weltkirchlichen Katholizismen
Offensive Verbreitung von traditionellem katholischen Glauben und Werten gegenüber religiösen Zielgruppen
In einem Umfeld wachsender Säkularität und postmoderner Spiritualität setzt die Kirche im Erzbistum bewusst auf die nachdrückliche Verbreitung des katholischen Glaubens in seiner traditionellen und expliziten Form. Glaubensthemen werden prägend nach vorne gestellt und sind allgegenwärtiger Teil des Agierens.
Die feste Verwurzelung im Glauben wird durch ein selbstbewusstes Bekenntnis zu eigenen christlich konservativen Werten und Positionen begleitet. Dem zu beobachtenden Relevanzverlust dieser Werte und des Glaubens innerhalb der Gesellschaft stellt sich die Kirche bewusst entgegen.
Der Wille zur aktiven Gewinnung von Menschen mit ausgeprägter Religiosität ist ein bestimmender Teil des Handelns und bildet die zentrale Mission. Andere Themen, wie eine gesellschaftliche Verantwortungsübernahme, werden diesem Ziel untergeordnet. Verfügbare Ressourcen werden auf die Erfüllung binnenkirchlicher Aufgaben fokussiert.
Aktive Erweiterung von Zielgruppen auf alle Gläubigen, insbesondere in der gesellschaftlichen Altersmitte
Zentraler Teil des aktiven Handelns ist die Erweiterung bestehender Zielgruppen. Während heute primär aktiv praktizierende und engagierte Gläubige angesprochen werden, gilt es zukünftig alle religiösen Menschen zu erreichen. Dies schließt insbesondere gläubige, aber distanzierte Zielgruppen mit geringer Bereitschaft für ein aktives Engagement in der Glaubensgemeinschaft ein. Gleichzeitig sollen verstärkt Personen in der gesellschaftlichen Altersmitte gewonnen werden. Die bestehende Fokussierung auf die Randbereiche der Senioren und Jugendlichen bzw. Schüler soll bewusst aufgebrochen werden. Aus strategischer Sicht erfolgt so eine bewusste Vernachlässigung säkularer Gruppen, die der Kirche aktuell mit Skepsis gegenüber stehen.
Zentrales Mittel für die Gewinnung der neu avisierten Gruppen ist die Realisierung milieu- und zielgruppensensibler pastoraler Angebote, die den Gläubigen einen persönlichen Nutzen bieten. Gleichzeitig ermöglicht die Aufrechterhaltung traditioneller Leistungen und die klare Wertehaltung die Bindung bestehender Zielgruppen, auch durch familiäre Tradition.
Konzentration auf binnenkirchliche Aufgaben bei klarer Prägung einer religiös konservativen Außenwahrnehmung
Die gesellschaftliche Positionierung ist durch einen verstärkten binnen-kirchlichen Fokus gekennzeichnet. Als stark glaubensgeprägte Institution bündelt die Kirche ihre Kräfte primär auf die Erfüllung ihrer internen Aufgaben und die Realisierung von Angeboten für ihre Mitglieder. Ein Engagement in gesamtgesellschaftlichen Fragen wie z.B. dem Klimawandel oder der Flüchtlingshilfe sind demgegenüber nachrangig.
Im Hinblick auf die aktuelle Vertrauenskrise liegt der Schwerpunkt der Aufarbeitung in der Etablierung verlässlicher interner Kontrollmechanismen, welche die zukünftige Glaubwürdigkeit des Handelns, primär gegenüber den eigenen Mitgliedern und religiösen Zielgruppen, sicherstellen. Eine umfassende Transparenz und Entfaltung von Vertrauensfragen in der breiten Öffentlichkeit ist demgegenüber sekundär. Generell zielt die allgemeine Außendarstellung in erster Linie auf die Erreichung der eigenen begrenzten Zielgruppen. In diesem Zusammenhang gewinnt der Versuch die Stimme der Kirche in politische und gesellschaftliche Diskurse sichtbarer einzubringen an Relevanz. Eine Verfehlung säkularer Gesellschaftsteile wird für die Schärfung des eigenen Profils bewusst akzeptiert.
Erweiterung glaubenszentrierter Formate zur Ausschöpfung religiöser Zielgruppen
Die Verbreitung und das Praktizieren des katholischen Glaubens sowie die Erfüllung seelsorgerischer Aufgaben gegenüber den eigenen Mitgliedern bilden den inhaltlichen Kern der Angebote. Aktivitäten im Rahmen eines erweiterten sozialen Engagements werden zur Bündelung der Ressourcen bewusst reduziert. Diakonische Handlungsschwerpunkte innerhalb der Gemeinde werden so enger gefasst und die Trägerschaft sozialer Einrichtungen unter ökonomischen Kriterien geprüft.
Während der direkte Glaubensbezug der pastoralen Arbeit erhalten bleibt, müssen neue Zugänge zur Erreichung distanziert Gläubiger und der Stärkung des Erwachsenenpastoral geschaffen werden. Dies umfasst verschiedene Aspekte. So gilt es generell, die inhaltliche Schwelligkeit von Formaten zu reduzieren und diese zielgruppenorientierter zu gestalten. Darüber hinaus können punktuelle Angebote zu lebensindividuellen Anlässen entwickelt werden, die sich verstärkt als „Services“ an sporadisch praktizierende Gläubige richten. Nicht zuletzt sollten Formen gefunden werden, welche individuelle Glaubenspraktiken auch jenseits der Gemeinschaft unterstützen. Online-Lösungen können hier eine wesentliche Rolle spielen.
Neue Wege durch Leuchttürme und Online-Formate
Die Erschließung erweiterter Zielgruppen erfordert die Schaffung neuer Verkündigungswege und Gelegenheiten jenseits der klassischen Pfarrgemeinde. Diese erfahren eine zunehmende Verdichtung. Ergänzend muss die Kirche aktiv in den Lebenswelten der Menschen sichtbar werden und neue Orte schaffen. Dies gilt in den Kategorien (Kindergärten, Krankenhäuser etc.), die eine zunehmende Bedeutung erhalten, ebenso wie in der Gemeinde. Insbesondere attraktive und professionelle Online-Kanäle spielen in diesem Kontext eine wesentliche Rolle.
Die Vielfalt zielgruppengerechter Angebote bei begrenzten Ressourcen macht jedoch nicht Alles überall leistbar. Attraktive Angebote werden daher zunehmend regional verdichtet. So entstehen Leuchttürme in Form spezialisierter Kompetenzzentren.
Generell muss das Bild des „Kirchenhauses“ als zentraler Versammlungsort durch das Verständnis einer „Kirche als Samenkorn“ abgelöst werden, die an vielen verstreuten Punkten erlebbar wird und auf die Menschen zugeht.
Fokussierung auf professionelle Aufgabenerfüllung durch Priester und haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter
Die Zentralität der Verbreitung des Glaubens in seiner traditionellen und expliziten Form stellt hohe Ansprüche an die interne Evangelisierung der Organisation und führt zu einer prominenten Rolle von Priestern/ Geweihten, die überwiegend die Leitungspositionen besetzen. Den hieraus resultierenden Personalengpässen wird im Kern durch die Verdichtung der pastoralen Räume und der Entwicklung von Leuchttürmen Rechnung getragen.
Generell wird bewusst auf die primär professionelle Erfüllung von Aufgaben in Verkündigung und Diakonie durch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter gesetzt. Das Handeln dieser Personen im Sinne des Evangeliums wird primär durch eine gestärkte und exponierte Position der Priester/ Geweihten gesichert, welche zentrale Leitungsfunktionen besetzen.
Schaffung gezielter Freiräume zu Erreichung einer geteilten Vision
Neue und zielgruppespezifische Wege der Evangelisierung verlangen zunehmende Freiheiten in der Organisation. Ausgehend vom gemeinsam getragenen Zielbild werden wesentliche Standards und Leitplanken des Handelns entwickelt. In diesem Rahmen wachsen die Freiräume des Einzelnen, insbesondere in den pastoralen Räumen. Die Kontrolle vereinbarter Zielgrößen schafft in diesem Zusammenhang eine Verbindlichkeit des Handelns und stellt sicher, dass trotz einer wachsenden Pluralität der beschrittenen Wege das gemeinsame Ziel erreicht wird.
Während Innovationen grundsätzlich honoriert werden, stellt die aktive Förderung entsprechender Strukturen kein zentrales Thema dar. Auch die Erweiterung der Gemeinde-Partizipation über Gremien und/ oder Befragungen spielt im Rahmen der betrachteten Strategie keine wesentliche Rolle.